Gartentipp Januar 2022

In diesem Monat beschäftigt sich der Gartentipp mit Agriophyten. Das sind Pflanzen, die vom Menschen ab­sicht­lich oder un­­ab­sichtlich in ein neues Ge­­biet gebracht wurden und die sich dort selb­ständig vermehren und lang­­­fri­stig eta­blie­ren konnten. Es geht al­so um bo­ta­­nische Immigranten. Zeit­lich unter­schei­det man hier relativ will­kürlich zwi­schen Ar­chäo- und Ne­o­phy­ten, wobei Ar­chä­o­phyten vor 1492 – al­so dem Jahr der Ent­deckung Ame­ri­kas durch Colum­bus – ein­ge­führt wur­­den und Neophy­ten da­nach. Alle aus Nord- und Süd­amerika stam­men­­den Ar­ten, darunter viele sehr ge­bräuch­liche Zier- und Nutz­pflan­zen, sind da­her, wenn sie einmal aus dem Gar­ten ent­kom­men sind, Neo­phyten, wie zum Bei­spiel die Nacht­kerze oder die Ka­na­dische Gold­rute. Viele Ar­chäo­phy­ten sind bereits im Zuge der Neo­­lithischen Revolution mit der Ein­füh­rung des Ackerbaus vor etwa 8000 Jahren hier eingewandert. Dabei han­delt es sich häufig um sogenannte Acker­un­kräuter, deren Samen ihren Weg nach Mitteleuropa als Beigabe zum Saat­getreide fanden. Kornblume, Ka­mille, Klatsch­mohn und Kornrade wa­ren kei­nesfalls schon immer da, son­dern sind auf diesem Weg aus dem Nahen Osten zu uns gelangt. Viele andere nützliche Spezies wur­den von den Römern mitgebracht: Bir­nen, Pflau­men, Pfir­siche, Kulturäpfel, Quit­ten und natürlich Wein. Viele Neophyten sind als Zier- oder auch Nutz­pflanzen hierher gekommen: Ma­honie, Zwerg­mispel, Kartoffelrose, Ba­s­­tardin­di­go, Wunderlauch, Topinam­bur, Glattblattaster, Sonnenhut, Robi­nie und Flie­der, um nur einige zu nen­nen. Als invasiv gilt ein Neophyt dann, wenn er einheimische Pflanzen aus de­­ren angestammten Lebensräumen zu verdrängen droht. Das sind relativ we­nige Arten, wie zum Beispiel der Rie­senbärenklau, diverse Stauden­knö­­­teriche oder die Kanadische Gold­rute. Andere Neophyten, wie die Bei­fußblättrige Ambrosie, machen sich un­­­beliebt, weil sie Al­ler­gien auslösen kön­­nen. Eine Un­ter­gruppe der Neo­phy­ten stellen die so­genannten Stin­sen­pflan­zen dar. Der Begriff leitet sich vom friesischen Wort stins (Haus aus Stein) ab. Dabei handelt es sich um schon lange ein­geführte Zier­pflan­zen, die in alten Parkanlagen (rund um ein Stein­haus, dass sich nur reiche Leute leisten konnten) oder Friedhöfen ver­wildert sind. Da sie meist nur eine ge­ringe Aus­brei­tungsfähigkeit besitzen, bleiben sie lokal begrenzt, bilden an ihrem jeweili­gen Ausbringungsort aber sehr stabile Be­stände, oft über meh­rere Jahrhun­der­te hinweg. Zu dieser Gruppe zählen sehr viele Frühjahrs­blü­her wie zum Beispiel Win­­terlinge,  Kro­kus­se, Schnee­glöckchen, Milch­ster­ne, Wildtul­­pen und Ler­chen­spor­ne, aber auch das Kleine Immergrün, das bereits von den Römern nach Deutschland gebracht wurde.

Der Winter ist die ideale Zeit zur An­lage eines Hü­gelbeets: Zum ei­nen liefert der Garten jetzt alle be­nö­tigten Materialien, zum anderen hat der Hü­gel bis zum Frühling noch ge­nü­gend Zeit, sich zu setzen. Der Platzbedarf be­­trägt etwa zwei mal vier Me­ter. Zur optimalen Be­sonnung soll­te das Beet in Nord-Süd-Richtung ver­laufen. Als „Funda­ment“ dient eine etwa spa­ten­tiefe Mul­de, in der als unter­ste Schicht  der gut zerkle­i­nerte winter­liche Baum­schnitt dicht auf­geschichtet wird. Da­rauf folgt eine Ab­deckung aus Stau­den­re­sten, Gras­­schnitt, Laub, Ra­sen­soden oder Stroh. Die nächste Schicht besteht aus halb­verrottetem Roh­kom­post, gefolgt von einer Schicht aus rei­fem Kom­post und Gartenerde. Die Endhöhe be­trägt circa ei­nen Meter. Auf dem Schei­tel sollte zur Be­­wäs­se­rung eine Rinne geformt werden. Der Vor­teil eines Hü­gelbeets be­steht in der schnellen Er­wär­mung im Früh­­jahr und der großen verfügbaren Nähr­stoff­menge. Im Grunde handelt es sich um einen be­pflanzten Kom­post­hau­­fen, der sich im Lau­fe der Zeit von selbst auflöst. Pflan­zen mit hohem Nährstoff- und Wär­me­bedarf wie Gur­ken, Papri­ka oder Melonen können von einer solchen Anlage pro­fitieren.

Ein neues Trendgemüse ist die Süß­kartoffel, die auch bei uns erfolgreich angebaut werden kann. Süß­kartoffeln werden kaum von Schäd­lingen be­fal­len, sind ertragreich und viel­seitig verwendbar. Sie gehören zur Famile der Winden­ge­wächse und stammen ur­sprüng­lich aus Südamerika. Süß­kar­­toffeln be­nö­ti­gen für ein zügiges Wachs­tum Tem­pe­ra­turen von über 20° Celsius und sol­lten daher erst ab Juni aus­ge­pflanzt werden. Der Boden sollte locker sein, da sie kei­ne Staunässe vertragen. Die Pflan­­zen wachsen sehr üppig und be­­decken mit ihren oft meterlangen Ran­ken den Boden. Ab September bil­den sich die unter­ir­dischen Knollen. Ge­erntet wird nach dem ersten Frost, der wie bei Dahlien die Blätter zum Absterben bringt. Die Knollen lassen sich in lose verschlos­se­nen Folien­beutel an ein­em kühlen Ort den ganzen Winter über auf­bewahren.


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